KW10 - Gartenarbeit – Die Chemiekeule

So langsam werden die Tage länger und auch die Temperaturen krabbeln Schritt für Schritt das Thermometer wieder hoch. Grund genug für den einen oder die andere sich jetzt schon einmal Gedanken um den eigenen Hof und Garten zu machen. Ob Englischer Rasen, Schottergarten oder gepflasterter Hof, über die Wintermonate hat sich hier ein unbeliebter Gast breitgemacht: Das Unkraut.

Was ist eigentlich Unkraut?

Als Unkraut bezeichnen wir abschätzig all jenes, das wir nicht gezielt angebaut haben. Pflanzen, die mit unseren Nutzpflanzen in Konkurrenz um Platz, Nährstoffe und Licht stehen. Unkraut sind damit all jene Pflanzen, deren Überlebenswille so stark ist, dass Sie sich durchkämpfen um ans Licht zu kommen. Wo aus kleinen Samen wie durch Zauberhand große starke Pflanzen werden. Aber dennoch: ungeplant! Also weg damit. Denn eins gilt für unser Zuhause – ordentlich soll‘s aussehen. Großmutters Zeiten, in denen wir mit einem Kneipchen bewaffnet, auf den Knien rutschen, die Pflastersteine von jedem kleinen Störenfried befreien, sind eindeutig vorbei. Wieso auch, gibt es dafür doch eine Geheimwaffe: Den Unkrautvernichter! Ob gekauft oder als eigene Essig-Mischung, einmal sprühen und zack haben wir vor lästigen Gästen unsere Ruhe. Und das ganz ohne Knochenarbeit. Über die Auswirkungen auf das Ökosystem machen sich dabei die wenigsten Sorgen.

Pestizide und ihre Auswirkungen

Bei genauerer Betrachtung ist wohl jedem von uns klar, dass das Zuführen eines Giftes in der Natur nicht ohne Folgen sein kann. Pestizide schädigen nachweislich eine Vielzahl von Tier und Pflanzenarten und sind damit Hauptursache für den Rückgang der Artenvielfalt in unserer Region. Vor allem Bodenorganismen, Insekten und Gewässerlebewesen leiden unter der schädigenden Wirkung. Das wissen wir, immerhin kreiden wir vor allem Landwirten den Gebrauch von Pestiziden hoch an. Mit uns selbst, im eigenen Garten oder Hof, sind wir dagegen nicht so kritisch. Dabei sind es genau diese versiegelten Flächen, auf denen das Ausbringen des Unkrautvernichters nach dem Pflanzenschutzgesetzt sogar verboten ist! Und das mit Recht, denn die traurige Wahrheit ist, dass jeder von uns so zum Insektensterben seinen Teil beiträgt. Genau meinen Humor trifft es, wenn es dieselben Menschen sind, die dann ein Bienenhotel im Garten aufstellen.

Was kann ich tun?

Gerhard Schardt aus Salz rät: „Pestizide im eigenen Garten oder Hof ausnahmslos unterlassen!“ Die Artenvielfalt ist auf natürlichen Flächen bis zu sechsmal höher als auf pestizidbelastetem Terrain. Auch von Angeboten mit angeblich insektenfreundlichen oder gar Bio-Logos rät Gerhard ab. „Am besten ist es die Chemie weg zu lassen, auf Pflastersteinen hilft immer noch das gute alte Fugen frei kratzen“ Und mal ehrlich: Ist eine ungeplante Pflanze im Garten wirklich so schlimm? Die Frage sollte sich jeder von uns einmal stellen. Denn oft ist das, was wir für Unkraut halten, die Lebensgrundlage eines kleinen Gartenbesuchers. Wer sich von Ihnen im Frühjahr auf die Besuche von Schmetterlingen, Vogel, Bienen und Co. freuen möchte, der ist gut daran beraten, das vermeintliche Unkraut doch einmal stehen zu lassen.

 KW10 2022 Pestizide

Gerhard Schardt aus Salz verzichtet auf Pestizide im Garten

(Klimaschutzteam VG Wallmerod - Ausgabe 30)

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